Montag, 28. Juli 2014

Erstes Lebenszeichen / Krankenhausaufenthalt.

Hallo ihr Lieben,
heute gibt es endlich wieder ein Lebenszeichen von mir. Die Operation liegt morgen genau vier Wochen zurück und es geht mir den Umständen entsprechend gut. Im Folgenden werde ich Tag für Tag meines Krankenhausaufenthalts abarbeiten und euch berichten, was ich in dieser Zeit "durchmachen" musste.

Aufnahmetag (Donnerstag, 26.06.2014)
Gegen 10 Uhr wurde ich auf der Station K23 (Kinderorthopädie) in der Städt. Klinik Dortmund-Mitte aufgenommen. Zur Unterstützung habe ich meine Mutter mitgenommen um die letzten Stunden vor der anstehenden Operation nicht alleine durchstehen zu müssen. Zuerst wurden ein paar Formalitäten geklärt. Im Anschluss wurde mir ein Zimmer zugeteilt - ein 4er Zimmer. Es war zum Glück erst ein Bett belegt als ich das Zimmer betrat. Ich malte mir die schlimmsten Szenarien aus, wie schlimm es wird, wenn alle Betten belegt sind und jeder Besuch empfängt. Doch diese Befürchtung hatte sich zum Glück nicht bestätigt. Der Tag verging schnell: Blutabnahme, neue Röntgenbilder meiner Hüfte und noch ein paar Untersuchungen. Abschließend hatte ich noch das Gespräch mit dem Narkosearzt, der mir zu einem Peridualkatheter (PDK), einer sogenannten Schmerzpumpe, rat. Ein Peridualkatheter ist ein dünner Schlauch aus Kunststoff, der mittels einer örtlichen Betäubung mithilfe einer Hohlnadel in den Peridualraum in der Nähe des Rückenmarks eingesetzt wird. Nach der Entfernung der Hohlnadel kann über den PDK ein Lokalanästhetika (örtliches Betäubungsmittel) gegeben werden. Das bewirkt, dass die zum Rückenmark führenden schmerzleitenden Nervenfasern vorübergehend ausgeschaltet werden. Die Schmerzpumpe spritzt in regelmäßigen Abständen Schmerzmittel in den Peridualraum und bei Bedarf können auch zusätzliche "Schüsse" Schmerzmittel gesetzt werden, was ich dann selber regulieren kann. Nach Abschluss des Gesprächs gönnte ich mir mit meiner Mutter noch ein Eis beim Italiener. Danach verabschiedeten wir uns und ich setzte mich auf mein Bett. An dieser Stelle wurde mir zum ersten Mal richtig bewusst, dass für mich ab morgen ein "neues Leben" beginnen würde.. und das hoffentlich schmerzfrei. Zuletzt ist noch zu erwähnen, dass ich am Abend abführen musste. Hierzu verkneife ich mir jeglichen Kommentar und Übergebe meine Privatsphäre in die Hände des Krankenhauses.

Operation (Freitag, 27.06.2014)
Am Morgen kam gegen 6.30 Uhr eine Schwester ins Zimmer um mich zu wecken. Ich lag aber schon länger wach und war bereits gewaschen, weil ich absolut nicht mehr schlafen konnte. Leider wurde mir dann mitgeteilt, dass es einen Notfall gab und sich meine Operation von 8 Uhr auf 10 Uhr verschiebt. Langsam wurde ich nervös. Also ging ich ausgiebig duschen, zog mein OP-Hemd an und legte mich in mein Bett. Ich hatte Durst, durfte aber schon seit 5 Uhr nichts mehr trinken und ein bisschen schlecht vor Aufregung wurde mir auch. Dann kam eine Schwester und gab mir ein Beruhigungsmittel. Eine komische Pille war das. Ich organisierte noch meinen Schrank und kurze Zeit später merkte ich, dass ich nicht mehr Herrin meiner Sinne war und legte mich vorsichtshalber zurück ins Bett. An jegliche Unterhaltungen, die ich im Anschluss noch mit meiner Bettnachbarin Celin oder den Schwestern führte, kann ich mich bis heute nicht mehr erinnern. Ich kann mich erst wieder an einen langen Tunnel erinnern, durch den ich geschoben wurde. Das war die Unterführung von der Kinderorthopädie herüber ins Hauptgebäude zum Operationssaal. Ich konnte Stimmen wahrnehmen, aber es fühle sich an, als wäre ich in einer anderen Welt. Die Stimmen waren alle so weit weg. Dann kamen mehrere Narkoseärzte. An der Hand wurde mir ein Zugang gelegt und mein Blutdruck wurde auch noch gemessen. Ich sollte mich hinsetzen, damit der Zugang des PDK über das Rückenmark gelegt werden konnte, aber alleine sitzen konnte ich nicht (mehr). Mein Körper fühlte sich plötzlich an wie Pudding. Ein Narkosearzt hielt mich fest und sagte mir, dass ich meinen Kopf ruhig auf seine Schulter legen kann. Das tat ich auch und legte meine Arme um den Arzt. Das Legen des PDKs tat nicht weh und machte sich nur über ein Pieken in einen Wirbel bemerkbar. In meinen Augen geschah alles in Slow-Motion.. Ein Arzt sagte zu mir, dass er mir jetzt noch etwas Sauerstoff gibt und hatte acht Spritzen in der Hand. Drei dieser Spritzen gab er mir über den Zugang an der Hand und mein letzter Gedanke an dieser Stelle war "Häh? Flüssiger Sauerstoff?" .. Gegen 15 Uhr bin ich aufgewacht. Ich hatte Durst, durfte aber immer nur kleine Schlückchen Wasser zu mir nehmen. Neben mir schnarchte ein Opa vor sich hin. Zwei Stunden sollte ich noch im Aufwachraum verweilen. Ich war an mehrere Maschinen angeschlossen und alle paar Minuten pumpte sich das Blutdruckmessgerät an meinem Arm auf. Ich war ein bisschen genervt, weil sowohl das Messgerät als auch der schnarchende Opa mir jegliche Möglichkeit ein bisschen zu Schlummern nahm. Gegen 17 Uhr wurde ich dann zurück auf mein Zimmer geschoben. Es ging mir den Umständen entsprechend gut. Nur die vielen Schläuche nahmen mir meine Bewegungsfreiheit. Die Operation ist komplikationslos verlaufen und dauerte um die 4,5 Stunden. Das meiste Blut, das ich während der Operation verlor, wurde aufgefangen, gereinigt und meinem Körper wieder zugeführt um den Blutverlust so gering wie möglich zu halten. Während der OP habe ich keine meiner zuvor gespendeten Eigenblutkonserven verabreicht bekommen. Dies geschieht nämlich erst, wenn der Hämoglobin-Wert unter 7,5 fällt. Hämoglobin (Hb) ist für den Transport von Sauerstoff verantwortlich, der in der Lunge aufgenommen wird und durch die Blutgefäße transportiert wird. Ist der Hb-Wert zu niedrig, kann der Körper nicht mehr ausreichend mit Sauerstoff versorgt werden und reagiert mit Symptomen wie Müdigkeit, Schwindel oder Schwächeanfällen. Zum Glück war mein Hb-Wert gar nicht erst so tief gefallen, auch, wenn es schon ein bisschen traurig ist, wenn mein Eigenblut nicht verwendet werden kann. Dann war der ganze Stress nämlich für die Katz'. Der restliche Tag war sehr unspektakulär. Ich rief meine Eltern an und quatschte einige Zeit mit ihnen und unterhielt mich den restlichen Abend mit meiner Bettnachbarin, die ebenfalls heute operiert wurde. Hunger hatte ich keinen mehr. Ich hätte ohnehin nur Zwieback oder trockene Leibnizkekse essen dürfen.

1. Tag post OP (Samstag, 28.06.2014)
Heute Nacht ging es mir nicht so gut. Ich hatte Schmerzen und war froh, dass ich den Katheter im Rücken hatte. So habe ich mir mehrmals einen zusätzlichen "Schuss" Schmerzmittel über die Pumpe geben können. Ab und zu musste ich auch nach der Schwester klingeln, weil ich es kaum aushalten konnte. Fast stündlich bin ich wach geworden und habe jedes Mal einfach nur gehofft, dass mehr Zeit verstrichen ist und ich die Nacht bald hinter mir habe. Der Morgen nach der Operation.. Erst heute kann ich wirklich fassen, was da gestern gemacht wurde: Die 3fache Umstellung meiner linken Hüfte. Ich habe es wirklich machen lassen. Ein komisches Gefühl so im Bett liegen zu müssen und für die nächsten Tage nicht aufstehen zu können. Das Bein der operierten Seite liegt in einer Beugeschiene. Mittlerweile ist das relativ gut auszuhalten. Um 6.45 Uhr wurden wir geweckt. Auf meinem Tisch wurden eine Schüssel mit Wasser, Zahnbürste und andere Waschutensilien abgestellt. Ich fühle mich richtig hilflos. Ich putzte mir die Zähne im Liegen und schüttete mir fast die Hälfte des Wassers ins Bett. Am liebsten hätte ich geheult. Mit der Hilflosigkeit und der Tatsache, dass ich auch in den nächsten Monaten auf sehr viel Hilfe angewiesen bin, muss ich mich erst noch anfreunden. Bis zu den Oberschenkeln konnte ich mich selber waschen, den Rest übernahm eine Schwester. Morgens besuchten mich meine Eltern, Geschwister und mein Freund. Sie verbrachten den kompletten Tag an meinem Bett und machten mir den Tag erträglich und meine Hilflosigkeit rückte in den Hintergrund. Im Laufe des Tages fühlte ich mich nicht gut. Meine Blutwerte waren ebenfalls sehr schlecht und ein Arzt entschied, dass mir meine Blutkonserven verabreicht werden müssen. Danach ging es mir besser und ich war nicht mehr ganz so niedergeschlagen wie zuvor.


2. Tag post OP (Sonntag, 29.06.2014)
Heute morgen wurden die Wunddrainagen gezogen und im Anschluss alle drei Pflaster gewechselt. Das Ziehen der Drainagen war sehr unangenehm, tat aber eigentlich nur für ein paar Sekunden weh. Ich habe es mir ehrlich gesagt viel schlimmer vorgestellt. Die Wunden sehen alle sehr gut aus. Von der Narbe am Becken durfte ich schnell noch ein Foto schießen bevor die Wunddrainagen gezogen wurden. Bei genauem Hinschauen sieht man noch den Beginn der Naht am Schambein. Die dritte Naht befindet sich auf meinem Hintern. Zusammengefasst läuft jeder Tag nach dem gleichen Schema ab: Waschen, Frühstücken, Schmerzrunde (Blutabnahme, neue Kühlkissen, Fieber messen), Narkoseärzte prüfen den Schmerzkatheter, Reinigungskräfte kommen, Schmerzrunde (neue Kühlkissen), Mittagessen, Abendessen, Schmerzrunde (neue Kühlkissen, Thrombosespritzen). Heute verstand ich dann so langsam, was es mit den "Verdauungsproblemen nach langer Narkose" auf sich hat. Mein Bauch war voll mit Luft und fühlte sich hart an. Bauchschmerzen hatte ich aber nicht. Ab sofort sollte ich Tabletten einnehmen, die helfen Luft abzulassen. Sehr zur Freude meines Besuchs.. Haha, aber zum Glück zeigten die Tabletten heute keine Wirkung mehr.

3. Tag post OP (Montag, 30.06.2014)
Der Morgen gestaltete sich wie immer: Waschen, Frühstücken, Schmerzrunde.. Ich wartete hoffnungsvoll auf die Krankengymnastin, denn heute sollte ich meine ersten Übungen bekommen, die ich liegend im Bett ausführen sollte um die verloren gegangene Muskulatur der operierten Seite zu trainieren. Die Übungen waren für mich gut machbar und ich verspürte keine Schmerzen dabei. Insgesamt waren es drei verschiedene Übungen, wo ich beispielsweise meine Zehen zum Körper ziehen musste und gleichzeitig die Knie durchgedrückt werden sollten. Heute habe ich auch die Rezepte für die Krankenkasse bekommen. Die werde ich nachher meiner Mutter mitgeben, sodass sie sich um die Organisation von Krankenbett und Toilettenerhöhung für zu Hause kümmern kann. Diese beiden Hilfsmittel sind nämlich unverzichtbar für mich in den nächsten 12 Wochen und ich werde hier auch nur entlassen, wenn ich diese Hilfsmittel zu Hause habe. 



4. Tag post OP (Dienstag, 01.07.2014)
Nach dem Frühstück wurden alle Pflaster erneut gewechselt. Alle drei Wunden verheilen sehr gut und sehen angeblich auch "sehr schön" aus. Naja, wenn man das überhaupt zu Narben sagen kann. Nach dem Pflasterwechsel habe ich meine vierte und auch letzte Übung von der Krankengymnastin bekommen. Auf dem Rücken liegend sollte ich mich zuerst auf meine Unterarme stützen und anschließend auf die Hände. Die Schwestern gaben mir bereits am Morgen das Gefühl, dass heute kein guter Tag für mich werden würde. Sie hatten sich nämlich dazu entschlossen mein Verdauungsproblem in Angriff zu nehmen. Ojeh, Abführtag.. und das auch noch im Bett. Was gibt es schöneres. Diesen Tag möchte ich dann bitte aus meinem Gedächtnis löschen. Am Nachmittag kam meine Mutter wieder vorbei. Sie berichtete mir von ihrem Kampf mit der Krankenkasse. Es stellte sich als schwierig heraus, das Krankenbett genehmigt zu bekommen. Die Toilettenerhöhung wurde ohne weiteres genehmigt, nicht aber das Bett. Die Knappschaft will zuerst noch ein Formular an die Klinik faxen, das ein Arzt ausfüllen soll und auch an mich irgendeinen Papierkram, den ich ausfüllen soll. Na schön. Das kann ja noch was geben. Morgen soll übrigens die Schmerzpumpe gezogen werden. Irgendwie ein komisches Gefühl, sich keinen Schuss mehr setzen zu können.

5. Tag post OP (Mittwoch, 02.07.2014)
Heute war der Tag auf den ich seit so vielen Tagen sehnsüchtig gewartet habe: Ich durfte zum 1. Mal seit der Operation aufstehen. Zwar durfte ich nur am Bettrand stehen, aber ich freute mich so sehr. Meine einzige Sorge war, dass mein Kreislauf mir einen Strich durch die Rechnung macht. Kurz bevor die Krankengymnastin kam, wurde mir schlagartig übel und auch kurzzeitig schwarz vor Augen. Ich wurde sehr nervös, hatte Angst, dass ich heute doch im Bett bleiben muss und ich nicht aufstehen kann. Eine Schwester brachte mir Tropfen gegen Kreislaufprobleme und ich trank einen Schluck Cola. Nach einer Weile ging es mir besser und dem Aufstehen stand nichts mehr im Wege. Als Sabine, die Krankengymnastin, kam, zeigte sie mir zuerst, wie ich überhaupt aus dem Bett komme, ohne mich hinzusetzen. Sitzen ist für mich ja in den ersten sechs Wochen nach der Operation absolut tabu. Als ich dann so wackelig auf einem Bein mit den zwei Krücken stand, dachte ich mir nur, dass es das doch jetzt nicht schon gewesen sein kann. Ich fühlte mich sehr gut und war bereit meine ersten Schritte zu gehen. Sabine erzählte mir, dass es viele beim ersten Mal noch nicht einmal in den Stand schaffen aufgrund von Kreislaufproblemen und ich wollte gleich meine ersten Schritte gehen. Aber sie hielt mich am Arm fest und ich sollte gehen. Das tat ich auch und lief eine kleine Runde im Zimmer. Ich war so happy! Zwar darf ich das operierte Bein die nächsten 12 Wochen nicht belasten, aber das machte mir nichts aus. Zuhause hatte ich zuvor nämlich schon geübt auf Krücken zu laufen und das hatte sich jetzt auch bewährt. Danach bin ich dann schnell wieder ins Bett. Die ersten Schritte waren getan und morgen geht es weiter. Das Beste war noch, dass meine Mutter mit meiner Oma vorbeikam und sie mich im Zimmer stehen sahen. Auch heute führte meine Mutter wieder etliche Telefonate mit meiner Krankenkasse und mit dem Sanitätshaus, das eigentlich das Krankenbett liefern soll. Es kann anscheinend niemand die Komplexität der Operation nachvollziehen und auch nicht die Tatsache, dass ich mein operiertes Bein 12 Wochen nicht belasten darf und sogar sechs Wochen nicht sitzen darf. Ich bin froh, dass meine Mutter sich um alles kümmert, denn ich hätte wohl sofort meine Nerven verloren und wäre ausgeflippt. 

6. Tag post OP (Donnerstag, 03.07.2014)
Am Morgen wartete ich sehnsüchtig auf Sabine um endlich wieder auf die Beine zu kommen. Heute haben wir sogar das Zimmer verlassen und sind auf dem Flur auf und ab gegangen. Das hat wirklich gut getan und ich merke, dass es jetzt eigentlich nur bergauf geht und ich jeden Tag ein paar Schritte weiterkomme. Ab heute darf ich auch wieder eine normale Toilette nutzen, natürlich mit Sitzerhöhung, aber das macht mir nichts aus. Das Gefühl, nach einer Woche, wieder auf einer Toilette zu sitzen, war einfach göttlich. Zwar zwickt es ganz schön in der Hüfte, aber das wird sich in den kommenden Tagen auch legen. Meine Haare wurden heute übrigens im Bett gewaschen. Was für ein tolles Gefühl. Blöd war nur, dass ich danach so extreme Knoten hatte, dass das Herausbürsten fast eine Stunde gedauert hat, grr. Der Tag verging wieder sehr schnell, da heute viel Besuch vorbeikam.. und ein Eis wurde mir auch mitgebracht, lecker!

7. Tag post OP (Freitag, 04.07.2014)
Meine Operation liegt heute genau eine Woche zurück. Die Zeit verging viel schneller als gedacht und es war auch nicht annähernd so schrecklich, wie ich es mir vorgestellt hatte. Meine Bettnachbarinnen sind alle so super lieb und wir verstehen und super. Wir unterhalten uns immer den ganzen Tag und lachen viel. Gestern habe ich erfahren, dass ich Montag entlassen werden soll. Das stimmte mich schon ein bisschen traurig irgendwie, weil ich die Mädels vermissen werde. Womöglich wird aber aus meiner Entlassung nichts, bis jetzt wurden ja weder Toilettenerhöhung geliefert.. noch das Krankenbett genehmigt. Am Nachmittag kam meine Mutter vorbei und hatte tolle Neuigkeiten: Das Krankenbett wurde genehmigt - na endlich.. und die Toilettenerhöhung wurde sogar heute schon geliefert.

8. Tag post OP (Samstag, 05.07.2014)
Von heute gibt es nichts besonderes zu erzählen. Ich hatte viel Besuch da und bin in Begleitung ein bisschen auf dem Flur hin- und hergelaufen. Das sollte ich nämlich üben, da freitags und samstags keine Krankengymnastik stattfindet.

9. Tag post OP (Sonntag, 06.07.2014)
Auch heute ist nichts besonderes passiert. Der Tag verlief genau wie der gestrige mit dem einzigen Unterschied, dass mein Freund mit heute einen Döner mitgebracht hat. Die Schwestern stressen übrigens schon wieder, weil ich noch immer keinen richtigen Stuhlgang hatte, aber das ist mir relativ egal. Ich habe keinerlei Bauchbeschwerden und esse auch jeden Tag nur sehr wenig, sodass ich mir da noch keine Sorgen machen muss. 

10. Tag post OP (Montag, 07.07.2014)
Heute war mein letzter Tag. Am Morgen wurden die Fäden gezogen. Nur das Ziehen der Fäden am Becken war leicht schmerzhaft. Bei den anderen Narben hab ich es gar nicht richtig gemerkt, so schnell und schmerzlos war es. Mit Sabine bin ich heute ins Treppenhaus gelaufen und eine Etage hoch und wieder zurück. Treppen laufen mit Gehstützen ist ja fast einfacher als geradeaus laufen, haha. Liegt vielleicht auch daran, dass ich es zu Hause geübt habe und alle paar Tage mit den Krücken hoch und wieder herunter gelaufen bin. Aber das hatte ich nicht verraten. Vormittags kam noch meine Mutter und hat alle meine Sachen eingepackt und schon einiges mit nach Hause genommen, so müssen die Sanitäter morgen nicht so viel schleppen. Nachmittags hat meine Mutter mich dann mit zum Röntgen begleitet. Die Aufnahme zeigte, dass alles in Ordnung ist und alle Schrauben noch genau so stehen, wie es sein soll. Es ist schon irgendwie ein komisches Gefühl zu wissen, dass Scham-, Sitz- und Darmbein jetzt mit Schrauben zusammen gehalten werden. Meine nächste Kontrolle habe ich dann in ca. 4,5 Wochen bei meinen Orthopäden in Wohnortnähe, wo ich ebenfalls per Liegendtransport hinbefördert werde. Hoffentlich verschiebt sich bis dahin nichts und alles verwächst so, wie es sein soll..

11. Tag post OP (Dienstag, 08.07.2014)
Pünktlich um 9 Uhr kamen zwei Sanitäter und holten mich mit einer Trage ab. Alles ging super fix. Ich habe mich noch schnell bei meinen lieben Bettnachbarinnen verabschieden können und ein paar Zettel von einer Schwester für zu Hause mitbekommen. Dann ging es schon los. Die Fahrt war leider ein bisschen holprig und wir standen mehrmals im Stau. Das ganze Stop-and-Go war mehr als unangenehm. Ich konnte jede Bremsung in der Hüfte spüren und war froh als wir nach 70km endlich zu Hause ankamen. Die Sanitäter haben mich mit der Trage bis ins Wohnzimmer gefahren (hier steht nämlich mein Krankenbett) und mich von dort ins Bett gehoben. Ich hätte natürlich auch auf Krücken reingehen können.. aber naja, man gönnt sich ja sonst nichts. Home, sweet home!

Donnerstag, 24. Juli 2014

Triple Osteotomie (Dreifache Beckenosteotomie) nach Tönnis

Hallo ihr Lieben,

wie bereits in meinem letzten Blogeintrag erwähnt, wurde ich mit einer Hüftdysplasie geboren. Leider habe ich aufgrund der Fehlstellung des Hüftgelenks tagtäglich immer stärkere Schmerzen erfahren müssen. Von Stichen im Po, schwerem Ziehen in der Hüfte bis hin zu Schmerzen im Knie, sodass ich teilweise kaum mehr laufen konnte und am Ende fast jeden Tag Schmerzmittel einnehmen musste. Ohne eine Behandlung der Hüftdysplasie wäre es in den nächsten Jahren zu einem Verschleiß gekommen, bis hin zu einer Hüftgelenksarthrose mit der Folge, dass eine künstliche Hüfte hätte eingesetzt werden müssen. Doch dafür bin ich mit 24 Jahren definitiv noch zu jung. Durch meinen Orthopäden erfuhr ich von einer anderen Operationsmöglichkeit, der sogenannten Triple Osteotomie (= Dreifache Beckenosteotomie). 

Im Folgenden möchte ich euch von dieser Operation erzählen, die ich vor 3,5 Wochen an meiner linken Hüfte habe durchführen lassen und möchte euch Mut machen, diesen Schritt zu gehen, falls ihr vor der gleichen Entscheidung stehen solltet.

Im Jahre 1970 wurde die Triple Osteotomie erstmals von Prof. Dr. Dietrich Tönnis und Dr. Klaus Kalchschmidt an der Städt. Klinik Dortmund-Mitte entwickelt und durchgeführt. Der Begriff setzt sich zusammen aus der Durchtrennung (Osteotomie) aller drei (Triple) Beckenknochen (Sitzbein, Schambein und Darmbein), die die Hüftpfanne bilden. Nach der vollständigen Herauslösung der Hüftpfanne vom Rest des Hüftbeins ist es möglich die Hüftpfanne so weit zu schwenken, dass die Überdachung des Hüftkopfes nahezu anatomisch - wie bei einer gesunden Hüfte - rekonstruiert werden kann. Die Operation verspricht auch bei bereits beginnender Arthrose Erfolg, sodass ein künstliches Hüftgelenk weit hinausgezögert oder sogar ganz vermieden werden kann. Die Klinik in Dortmund ist für ihren Schwerpunkt der rekonstruktiven Beckenchirurgie bundesweit und darüberhinaus auch im Ausland bekannt und führt die dreifache Beckenosteotomie täglich durch. 

Quelle: www.wikipedia.de

Die Abbildung zeigt eine linksseitige Hüftdysplasie einer erwachsenen Frau. Die roten Linien sollen verdeutlichen, an welchen Stellen die Hüfte komplett durchtrennt wird.


Da die dreifache Hüftumstellung nach der Operation zu starken Schmerzen führt, wird im Vorfeld meistens ein Schmerzkatheter gelegt, der dem Körper für die ersten Tage nach dem Eingriff kontinuierlich Schmerzmittel zufügt.


Der Aufenthalt im Krankenhaus beträgt in der Regel 10-14 Tage. Am fünften Tag post OP beginnt die Mobilisierung des Patienten mithilfe von Unterarmgehstützen. Das operierte Bein darf dabei allerdings 12 Wochen lang nicht belastet werden. Sitzen ist ebenfalls streng untersagt in den ersten sechs Wochen nach der Operation, sodass es erforderlich ist vom Liegen im Bett in den Stand zu kommen. Diese Technik wird im Krankenhaus erlernt. Auch für den Gang zur Toilette ist eine Toilettenerhöhung erforderlich.


Die Entlassung nach Hause erfolgt erst, sobald das Laufen mit Unterarmgehstützen erlernt wurde und auch das Treppensteigen keine Probleme mehr bereitet. 


Es erfolgen zwei Kontrollen. Die 6 WoKo: Ist hier alles in Ordnung, darf das Sitzen wieder erlernt werden. An dieser Stelle sollte gesagt sein "Sitzen zu dürfen" heißt nicht "Sitzen zu können" und die 12 WoKo: Ist hier alles in Ordnung, wird in kleinen Schritten (meist 10-15kg) mit der Belastung des operierten Beins begonnen und Woche pro Woche erhöht.

Falls ihr mehr wissen willst oder Fragen habt, könnt ihr mir gerne mailen oder hier einen Kommentar hinterlassen.

Liebste Grüße
Tina