"Wer keine Zeit für seine Zeit für keine Gesundheit aufwendet, wird eines Tages viel Zeit für seine Krankheiten aufwenden müssen."
Im September 1989 habe ich mit knapp 4kg das Licht der
Welt erblickt. Nachdem alle Standard-Untersuchungen durchgeführt wurden, hieß es,
dass ich kerngesund sei. Auch die Ultraschalluntersuchung meiner Hüfte zeigte
keinerlei Auffälligkeiten. Allerdings standen meine Füße etwas nach innen. Nicht weiter tragisch. Angeblich nur sogenannte Sichelfüße laut Arzt. Hierbei handelt es sich um eine Fehlstellung der Füße,
die aufgrund der Lage des Fetus in der Gebärmutter auftreten kann. Deswegen
bekam ich direkt einen Tag nach der Geburt beide Beine gegipst.
Als ich ungefähr 4 Jahre alt war und die Welt alleine
zu Fuß erkundete, fiel meinen Eltern ins Auge, dass ich eine leichte
Fehlstellung der Füße hatte und diese nach innen zeigten. Nachdem erneut der
Orthopäde aufgesucht wurde, hieß es dann plötzlich, dass ich wohl seit Geburt
an eine "grenzwertige" Hüftdysplasie (beidseitig) habe. Kurz nach
der Geburt hätte die Dysplasie durch breites Wickeln oder durch das Tragen
einer Spreizhose ohne Operation gerichtet werden können. Im Alter von
mittlerweile 4 Jahren aber leider nicht mehr. Durch die
"grenzwertige" Dysplasie standen dann folgende Möglichkeiten im Raum:
- Operation und alles wird gut.
- Operation und spätere Beschwerden, weil eigentlich
keine OP nötig gewesen wäre.
- Keine Operation und alles wird gut.
- Keine Operation und spätere Beschwerden, sodass es
zur OP im späteren Lebensalter kommt.
Meine Eltern entschieden sich letzendlich gegen die OP
(und ich hätte es an ihrer Stelle auch getan, wenn es um mein Kind gegangen
wäre. Ich würde meinen Eltern niemals irgendeinen Vorwurf machen, dass ich mich
jetzt mit 24 unters Messer legen muss!).
Glücklicherweise hatte ich auch nie Beschwerden. Ich
bin jahrelang leistungsmäßig im Verein geschwommen. Eine bessere Sportart hätte
ich auch nicht machen können. Vielleicht bin ich auch deswegen so lange
schmerzfrei davon gekommen. Irgendwann hatte ich immer mal wieder Probleme mit
dem Brustbeinschlag, dann kam es zu einem kurzen Schmerz in meinem
Schambereich, was aber nicht wieder vorkam, da ich mit 16-17 Jahren irgendwann
aufgehört habe. Ich ging zum Gymnasium und ich konnte es zeitlich einfach nicht
mehr einrichten regelmäßig zum Training zu gehen etc. Durch die jährlichen
Kontrollen beim Orthopäden (Sporttauglichkeitsuntersuchung) wurde meine Hüfte
auch immer wieder begutachtet und es wurde eine nur leichtere Verschlechterung
festgestellt. Nicht weiter dramatisch. Es hieß immer, dass ich damit alt werden
könnte.
In der Oberstufe hatte ich dann erstmals richtige
Probleme im Sportunterricht als wir turnten (nur links). Habe auch ein Attest
bekommen und wurde in diesen Wochen vom Sportunterricht freigestellt. Mit der
Zeit wurden die Beschwerden immer mal wieder schlimmer. Ab und zu ein
brennender Schmerz oder auch mal ein schlimmes Ziehen vom Po bis in mein Knie. Das
kam meist, wenn ich lange zu Fuß unterwegs war. Als ich ungefähr 21 war hatte
ich vermehrt Schmerzen. Immer wieder musste ich Tabletten einnehmen, weil ich
nachts keine Ruhe finden konnte. Mein linkes Bein schmerzte so sehr! Auch lange
Shoppingtouren waren nicht mehr drin, sodass meine Schmerzensgrenze immer
schneller erreicht wurde.
Als ich mich dann letztes Jahr im November wieder bei
meinem Orthopäden vorstellte, überwies er mich nach Münster mit den Worten
"An dieser Stelle kann ich nichts weiter für Sie tun. Ich möchte, dass
sich ein Spezialist der Sache annimmt...". Im Januar stellte ich mich
dann in Münster vor, wo ich dann mit der sogenannten "Triple Osteotomie" konfrontiert wurde.
Ich hörte mir alles an (wusste aber schon so viel, da ich mich seit November
sehr viel mit dem Thema OP auseinander gesetzt hatte..) und fühlte mich in
Münster einfach nicht gut aufgehoben. Ich muss dazu sagen, dass dort auch nur
eine Röntgenaufnahme gemacht wurde und alles in ziemlich kurzer Zeit
abgehandelt wurde. Ich fühtle mich irgendwie im Stich gelassen und entschied
mich dazu, eine weitere Klinik zu suchen. Also hab ich das Ganze selbst in
die Hand genommen und noch einen Termin in Dortmund ausgemacht. Dort wurde neben weiteren Röntgenaufnahmen auch noch ein 3D-CT durchgeführt, womit die
verschiedensten Winkel meiner Hüfte genau berechnet werden konnten. Der Arzt beschäftigte sich einige Zeit mit mir, hörte sich meinen Leidensweg an, testete meine Beweglichkeit und beantwortete alle meine
Fragen bis ins kleinste Detail. Das gab mir ein Stück Sicherheit. Letztendlich entschied ich mich dann auch
für die Operation in Dortmund und bekam den 27.6. zugeteilt.
Mittlerweile habe ich 2x Eigenblut gespendet, was mir
nach der Operation wieder verabreicht wird. Morgen werde ich stationär
aufgenommen, werde die Nacht dann bereits in der Klinik verbringen und Freitag
ist es dann soweit: Ich bekomme meine 3fache Hüftumstellung und bin nach langem
Leidensweg hoffentlich wieder beschwerdefrei (zumindest links.. rechts kann dann ein Jahr später erfolgen). Oft stelle ich
mir die Frage, ob ich mich wirklich richtig entschieden habe. Natürlich
sind die Schmerzen tagtäglich da, aber wie stark sind eigentlich
"starke" Schmerzen? Sind meine Schmerzen überhaupt stark genug um
eine Operation jetzt schon lohnenswert zu machen? Stelle ich mich vielleicht
nur an? Ich habe Angst und kann es kaum erwarten die Operation endlich hinter mich
zu bringen.. Sobald es was neues gibt, werde ich mich melden.
Allerliebste Grüße
Tina
Halt dich stark! Wir schaffen das! <3
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